Der Froschkönig darf draußen bleiben

Sich abgrenzen und Abstand gewinnen
  5.1.2018                                               

Grafik: Atelier Veichtlbauer
Grafik: Atelier Veichtlbauer

 

Ob wir wollen oder nicht, mit manchen Menschen tun wir uns einfach schwer. Wenn wir ihnen begegnen oder vielleicht nur an sie denken, fühlen wir uns unrund. Unser Gehirn schüttet Stresshormone aus, Zornesröte schießt in den Kopf, wir werden wütend. Andere werden völlig handlungsunfähig und erstarren zur Salzsäule.

Die erstbeste Lösung: dem anderen aus dem Weg gehen. Diese Strategie funktioniert aber auf Dauer nicht, vor allem, wenn es sich um den Chef, eine Kollegin oder um einen wichtigen Kunden handelt. Daher möchte ich Ihnen heute eine etwas ungewöhnliche Übung anhand eines Beispiels vorstellen.
 

Aus der Hirnforschung wissen wir heute, dass unsere Emotionen im limbischen System des Gehirns gesteuert werden. Dieses limbische System können wir weniger durch rationales Denken erreichen.  Sich zu denken, ich brauch ja keinen Stress zu haben, es ist eh nicht so schlimm, wirkt daher meist nicht. Das limbische System kann vielmehr durch Bilder, bildhafte Sprache, Rituale etc. angesprochen werden. 

 

Die Methodik dieser Übung setzt hier an. Sie hilft, emotionale Distanz herzustellen und somit wieder handlungs- und kommunikationsfähiger zu werden. Das ist Voraussetzung, um die Probleme mit der Person lösen zu können. Zugegeben, die Übung mag manchem etwas schräg vorkommen, aber sie ist sehr wirkungsvoll.

 

Fallbeispiel:

Maria ist Diplomkrankenpflegerin. Sie arbeitet in einem großen Krankenhaus in Salzburg.

 

Mich stresst eine Kollegin. Sie ist jetzt zirka ein halbes Jahr hier und bringt alles durcheinander.

Was stört dich genau an deiner Kollegin?

Sie redet ständig und erzählt mir immer, was sie wieder Großartiges getan hat. Ich weiß bei ihr nicht, was stimmt jetzt und was ist erfunden. Sie blendet total. Einerseits erzählt sie, dass sie alles weiß und welche Zusatzausbildungen sie gar gemacht hat. In Wirklichkeit kann sie aber einen Schmarrn. Sie will alles verändern und verbessern, weiß alles besser….und dann ist nur heiße Luft dahinter. Meine Kolleginnen drehen auch schon die Augen hoch, wenn sie wieder anfängt. Ich halt‘ sie einfach nicht mehr aus.

 

Ich frage Maria, ob ich mit ihr eine Übung machen kann, damit sie wieder mehr emotionale Distanz zu ihrer Kollegin bekommt. Sie willigt ein, wir beginnen. 

 

Maria, bei der Übung geht es jetzt darum, die Situation mit deiner Kollegin bewusst zu verfremden. Stell dir jetzt bitte eine konkrete Situation mit deiner Kollegin vor, in der sie dich gerade nervt. (Pause)  Hast du’s?

(Maria nickt.)  Maria, wenn diese Situation in einem Film oder Theaterstück spielen würde, welcher Film oder welches Stück wäre es? Ein Krimi, eine Komödie, ein Märchen- oder Fantasyfilm …(Pause) Und wer wärst du und wer deine Kollegin?

Uff, das ist aber schwer. Das wäre eher ein Märchen glaub' ich. (Pause, denkt nach und schmunzelt dann).

Was siehst du grad vor deinem inneren Auge?

Ich seh‘ da einen Frosch.

OK, ein Frosch. Wo ist der Frosch und wie sieht er aus?

(Maria macht eine Bewegung mit dem rechten Fuß und sagt etwas gequält)

Der hängt da an meinem Fuß.

Und wie sieht er aus? Wie groß ist er, wie schwer?

(Maria deutet mit den Händen)

Zirka 20 cm und was weiß ich, einen Kilo ungefähr. Eigentlich ist es eher eine Kröte, eine braune mit Warzen. Und sie quakt ständig. Das tut schon in den Ohren weh.

 Was siehst du noch?

Ja, eine Krone hat er auf. So wie der Froschkönig, in Gold.

 Wenn du dieser Kröte einen Namen geben würdest, wie würde sie denn heißen?

(Maria denkt nach) Aahh, sagen wir mal Froschkönig

Und wer bist du?

Ich bin einfach ich.

Wie geht’s dir mit dem Froschkönig an deinem Fuß?

Das ist extrem lästig. Ich kann mich nicht frei bewegen und das ständige Gequake.

 Wohin willst Du denn den Froschkönig platzieren, dass du dich wieder entspannen kannst und die volle Bewegungsfreiheit hast?

(Maria überlegt, sie schaut bei der Terrassentüre raus auf eine Wiese, auf der gerade Kühe grasen. Maria schmunzelt)

Da raus zu den Kühen. Das trau ich mir jetzt gar nicht sagen. Vielleicht wird er da von einer Kuhflade erschl.…   (Wir müssen beide lachen.)

 Wie geht’s dir jetzt, wenn der Froschkönig da draußen ist?

Viel besser, kann wieder frei durchatmen, einfach befreit.

Schön, was macht der Froschkönig?

Der sitzt draußen, manchmal versucht er, wieder rein zu hüpfen, aber da prallt er an der Glastür ab.

 Ich bitte dich, präg dir jetzt dieses Bild ein. Der Froschkönig sitzt draußen. Er kann nicht rein, wenn du das nicht willst. Du fühlst dich befreit, kannst wieder frei atmen. Ich beobachte auch gerade, dass du offener und aufrechter sitzt und ein leichtes Lächeln auf den Lippen hast. 

Ja, hat Spaß gemacht. Bin schon gespannt wie’s wirkt.

Ich auch. Danke für’s Einlassen auf die Übung.!

 

Ich lade Maria ein, in den nächsten Tagen mehrmals diese Übung zu wiederholen. Das ist wichtig, damit sie die Übung parat hat, wenn sie wieder mal in so eine Situation mit der Kollegin kommt. Eine neue schwierige Situation mit der Kollegin ist dann sozusagen der Erinnerungswecker, um diese Übung anzuwenden.

 

Zirka zwei Monate nach diesem Gespräch schreibt mir Maria, dass sich die Situation mit der Kollegin entspannt hat. Sie hat die Übung ein paarmal gemacht. Die Kollegin ist irgendwie anders, obwohl sie mit ihr diesbezüglich nicht geredet hat.

 

Ist das nicht interessant? Kennen auch Sie einen Menschen, mit dem Sie sich schwer tun? Wenn Sie nähere Details zu dieser Übung wissen möchten, kontaktieren Sie mich einfach.


Schön, wenn Sie mir Ihre Fragen und Kommentare zu  diesem Blogartikel senden.


Ich freue mich,Sie zu informieren!

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