Der bringt mich auf die Palme

oder "Und täglich grüßt das Murmeltier"

 C.Mang                                             

Grafik: Atelier Veichtlbauer
Grafik: Atelier Veichtlbauer

Kennen Sie den Film „ Und täglich grüßt das Murmeltier“? Der Hauptdarsteller, gespielt von Bill Murray, erlebt immer wieder denselben Tag. Jeden Tag dieselbe Geschichte und er kommt nicht raus aus der Nummer.

  

Mich erinnert das an eine Situation, die mir vor Jahren immer wieder mit meinem Sohn passiert ist: Es ist zirka sieben Uhr früh. Tobias überhäuft seine Müslischüssel mit Milch und Cornflakes + Zucker. Ich genervt:“Tobias, füll' dir nicht immer die Schüssel so an. Wir müssen in spätestens 10 Minuten fahren, so viel Hunger hast du ja gar nicht. Außerdem haben wir nicht so viel Zeit und ….

Diese Situation wiederholte sich Montag bis Freitag. Konsequenzen oder resignierendes Wegschauen halfen nicht nachhaltig. Ich fühlte mich ziemlich hilflos.Kennen Sie auch solche Geschichten? In denen Familienmitglieder, ein Kollege oder die Chefin Sie auf die Palme bringt? Und obwohl Sie das Thema schon mehrmals angesprochen haben, ändert sich nicht wirklich etwas.

Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich hier um einen Wertekonflikt handelt. Mir ist damals ein Licht aufgegangen, als ich auf das Konzept des Werteentwicklungsquadrates von Schulz von Thun gestoßen bin.

 

Wertehimmel oder Wertehölle

Er sagt, dass ein Konfliktpartner sich im Wertehimmel sonnt und den anderen in die Wertehölle verteufelt. In meinem konkreten Fall heißt das:

Ich bin der gute Sparsame (Ich im Wertehimmel: Sparsamkeit). Der arme Tobias ist in der Wertehölle. Er ist verschwenderisch und ich muss ihm das austreiben (Tobias in der Wertehölle: Verschwendung). In meinen düsteren Fantasien hab‘ ich ihn in seinem späteren Leben schon im Privatkonkurs gesehen.

Tobias wiederum sieht sich selbst nicht als Verschwender, sondern als großzügigen Menschen (Tobias im Wertehimmel: Großzügigkeit). Also er sieht sich selbst wieder im Wertehimmel und mich in der Wertehölle. Er hat es mir nie gesagt, aber gedacht hat er sich wahrscheinlich: „der alte Geizhals“. (Ich in Wertehölle: Geiz).

 

 

In der Regel bleiben wir meist in den ausgesprochenen oder unausgesprochenen Vorwürfen hängen. Und ewig grüßt das Murmeltier…

 

Es gibt mehr als einen Himmel

Das Werteentwicklungsquadrat besagt, dass es darum geht, den Wertehimmel des anderen für uns zu erschließen. Warum soll ich das machen? Weil sehr oft der positive Wert des andern in unserem Leben zu kurz kommt. Es ist quasi ein Teil, den wir (noch) zu wenig in unserem Leben integriert haben.

 

So gesehen ist der andere dann nicht mehr der böse Konfliktpartner. Ich könnte ihn vielmehr als Sparringspartner sehen, der mich trainiert neue Werte in meinem Leben zu erschließen. Ich jedenfalls sehe meinen Sohn seither milder. Ich habe von ihm gelernt, großzügiger (vor allem mir selbst gegenüber) zu sein. Ein interessanter Nebeneffekt. Ich habe das Gefühl, er ist sparsamer geworden. Welch ein Wunder ;-) oder liegt das an meiner Wahrnehmung?

 

Probieren Sie’s mal aus in Konflikten, in denen sie nicht weiter kommen.Erstellen sie das Werteentwicklungsquadrat. Ein Tipp: Außenstehende (ein guter Freund, eine Freundin, ein Coach…) sind oft hilfreich als Unterstützer beim Finden der Werte des Konfliktpartners. 

 

Auf in die Wertehimmel!

 

 

Quelle: Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden 2,rororo 1999 


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