Weil ich das Spiel liebe...

Wie Boris Becker das US Open lieben lernte und gewann

Kopfstand No 05/18.05.2017/ C. Mang 

 

Boris Becker gewann erstmals in Flushing Meadows im Jahr 1989. Er war der erste Deutsche der dieses Turnier gewann, mit nicht einmal 22 Jahren.

 

Flushing Meadows ist ein unglaubliches Turnier. Frenetische Fans, die ständig dazwischenrufen, meist Extremtemperaturen über 40 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit. Der Centre Court liegt noch dazu in der Einflugschneise des John-F.-Kennedy Flughafens von New York. Alle paar Minuten fliegt ein Flugzeug mit lautem Dröhnen über die Köpfe der Spieler.

In einem Interview nach dem Sieg wurde Becker gefragt was sein Erfolgsrezept sei und er antwortete: “Weil ich das Spiel liebe. Weil ich das Spiel liebe trotz dieser Affenhitze hier, diesem frenetischen Publikum, dem Gestank und dem ständigen Höllenlärm. Denn wenn ich das Spiel nicht lieben würde mit all dem, dann hätte ich keine Chance. Dann könnte ich gleich vom Platz gehen.“

 

Was ist damit gemeint?

Oft können wir äußere Störfaktoren in unserm Leben kaum oder nicht verändern. Ich kann mir zwar von meinem Chef oder meiner PartnerIn etwas wünschen, aber ich werde sie/ihn nicht grundsätzlich verändern können. Ich kann über’s Wetter schimpfen. Aber das Wetter bleibt davon unberührt. Natürlich kann ich kündigen, mich scheiden lassen oder wegziehen. Doch das ist meist nicht die erste Option.

Unser Gehirn neigt dazu sich mit dem zu befassen, was gerade nicht passt.  Wir fokussieren uns dann auf die Störfaktoren in unserem Leben und laufen mit Scheuklappen durch die Gegend. Die Probleme blasen sich auf. Wir empfinden sie als riesenhaft. Kennen Sie das?

 

Indem ich das Spiel annehme so wie es gerade ist mit all seinen unangenehmen Seiten, umso mehr körperliche und geistige Power steht mir zur Verfügung. Ich bin erfolgreicher im laufenden Match und bei notwendigen Veränderungen.

 

Wie gelingt mir das?

Wie komme ich quasi in diesen „Becker-Effekt“

Wie komme ich aus dem Problemnebel raus und sage wieder Ja zum Spiel?

 

Erinnern

Oft genügt, dass ich mir diesen „Becker Effekt“ nur bewusst mache und zu mir selbst  immer wieder sage: Ja zu diesem Spiel. Ja zu dem Spiel mit seinen Widrigkeiten. Die gehören dazu. Daran kann ich wachsen.

 

Dem Problemriesen die Luft auslassen

Dazu gibt es eine ganz einfache Übung, die ich mit meinen CoachingklientInnen oft anwende:

Wir identifizieren das Problem, z.B. den aktueller Job. Dann bitte ich ein Nein zum aktuellen Job zu kommunizieren. Einen Aspekt, der gerade meinen Klienten stört. Anschließend bitte ich ein Ja zum Job zu formulieren. Und so geht das immer hin und her.  Ein Nein zum Job, ein Ja zum Job,….  So wird das Negative und Belastende auskommuniziert. Aber auch das Positive findet wieder seinen Platz. In den meisten Fällen relativieren sich die Neins im Laufe des Gespräches. Der Mensch sitzt wieder aufrechter da, seine Augen sind offener,…das Ja zum Spiel ist wieder da.

 

Diese Übung können Sie auch alleine machen. Reservieren Sie sich mindestens ein halbe Stunde Zeit. Nehmen Sie ein Blatt Papier und machen Sie zwei Spalten. Eine für die Ja’s die andere für die Nein’s. Und los geht’s, immer abwechselnd ein Nein, dann ein Ja. Schreiben Sie bei den einzelnen Aspekten möglichst genau auf was sich stört bzw. was Sie gut finden. Bleiben Sie dran bis Ihnen wirklich nicht’s mehr einfällt. Tipp: Hören Sie mit einem positiven Aspekt auf.

 

Machen Sie Ihr Match

Spiel, Satz und Sieg

Gutes Gelingen!

 

PS. Ich mache selbst immer wieder die Erfahrung, dass diese Übung alleine schwieriger ist als mit Unterstützung. Falls Sie alleine nicht weiter kommen, suchen Sie sich hier einen kompetenten Gesprächspartner, der gut zuhören kann oder einen Coach.

 

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